Gerechtigkeit 2


© Königsfurt Urania

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Stelle dir die liegende Acht, die Lemniskate vor. Sie ist ein Symbol für die Polarität der materiellen Welt und unseres Lebens. Im Schnittpunkt der Linie in der Mitte herrscht völlige Ausgeglichenheit vor. Wir wissen noch nicht, in welche Richtung sich die Schwingung bewegen wird. Genau in diesem Schnittpunkt sitzt die Gerechtigkeit. Sie ist der unendlich kurze Moment vor der nächsten Schwingung. Der Moment ist so kurz, dass wir ihn normalerweise nicht wahrnehmen. Es ist der Augenblick, in dem wir nicht bewerten, nicht urteilen.
Unser Verstand ist nämlich eine Unterscheidungs- und Bewertungsmaschine. Wir brauchen sie unbedingt, um uns zurechtzufinden. Unser Leben vollzieht sich in ständiger Unterscheidung und Bewertung. In jedem Augenblick polarisieren wir das, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen. Wir stellen – meist ohne das überhaupt zu bemerken – Unterschiede fest, Anschließend bewerten wir den wahrgenommenen Unterschied und entscheiden, ob wir etwas mögen oder nicht, ob es uns nützt oder nicht, ob es gefährlich oder ungefährlich ist, ob wir es haben wollen oder nicht und dergleichen mehr. Ich frage mich, ob es überhaupt im normalen Wachzustand möglich ist, irgendetwas völlig wertfrei wahrzunehmen.
Stelle dir mal den Straßenverkehr ohne Unterscheidung und Bewertung vor. Dein Auto wäre sicherlich ziemlich bald Schrott. Oder einen Einkauf im Supermarkt. Was du wohl nachhause tragen würdest, wenn du nicht unterscheiden, bewerten und anschließend entscheiden könntest.
Soweit ist das ja alles in Ordnung. Aber leider ist unser Verstand auch eine Ver-urteilungsmaschine. Schneller als gedacht, kann unsere Bewertung in Verurteilen übergehen.
Gerechtigkeit lädt uns ein, vor dem Verurteilen einen Moment innezuhalten und zu prüfen, ob wir etwas oder jemanden wirklich verurteilen wollen.

Ursula

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